Unterwegs in Europa

6.3.1927

Serners Theaterstück "Posada" wird in Berlin im Neuen Theater am Zoo uraufgeführt, inszeniert von der Theatergruppe "Junge Generation" unter der Leitung von Jo Lherman. Die Nachmittagsvorstellung wird von der Presse einmütig verrissen; nach Verlagswerbung von Steegemann (der nicht immer zu trauen ist),soll die Polizeibehörde gegen die Absicht einer Wiederholung der Aufführung Einspruch erhoben haben

Frühjahr/Sommer1927

Am 17.2. trifft Serner aus Wien kommend in Bern ein, wo er bis zum 4.4. wohnt (Abmeldung nach Genf); im Mai schließt er einen neuen Vertrag mit dem Verleger Paul Steegemann, der nach Berlin umgezogen ist; sämtliche Bücher Serners sollen in einheitlicher Ausstattung neuediert werden; Steegemann übernimmt die Restauflagen von Serners Werken beim Gottschalk Verlag; die Privatdrucke Serners im "Wiener Dezember Verlag" werden eingesammelt und eingestampft

Herbst/Winter 1927

Am 19.8. wohnt Serner in Genf in der Pension Schmidt (Boulevard Georges Favon 29) und beendet in diesem Monat die Niederschrift seines um einen komplett neuen zweiten Teil erheblich erweiterten Werks "Letzte Lockerung. Ein Handbrevier für Hochstapler und solche, die es werden sollen", zudem überarbeitet er Posada; Christian Schad entwirft Umschläge für alle nunmehr vorliegenden 7 Bücher von Serner, die in einheitlicher Gestaltung in rotes Leinen gebunden Ende 1927/Anfang 1928 herauskommen und sowohl einzeln als auch als Kassette angeboten werden; Neuausgaben sind die "Letzte Lockerung", "Posada" und die "Tückische Straße", während es sich bei "Die Tigerin", "Der Pfiff um die Ecke", "Der blaue Affe" und "Der elfte Finger" um neu aufgebundene Exemplare der noch vorhandenen Restauflagen handelt; die Auflage ist mit 3.000 angegeben, vermutlich aber weit geringer; vermutlich erhält allenfalls (wenn überhaupt) nur ein kleiner Teil der Auflage den von Christian Schad gestalteten Schutzumschlag (teils sind Schads Bilder auch nach dem Titelblatt als "Titelzeichnung" eingebunden); die Neuausgabe wird von umfangreicher Werbung begleitet


Posada

1928

Zahlreiche, meist positive Besprechungen erscheinen, nachdem viele Rezensionsexemplare der Kassette verschickt wurden; Serner wird erstmals in "Kürschners Deutschem Literaturkalender" verzeichnet; Aufenthalt in Genf am 25.5.; in einem Brief aus Genf (Pension Schmidt, Boulevard Georges Favon 29) vom 31.7. an den Verleger Steegemann teilt Serner mit, dass er an einem neuen Buch arbeitet (es soll sich um einen Roman über einen internationalen Herrenschneider handeln); am 28.9. meldet sich Serner von Genf nach München ab

1929/1930

Serner wird in diverse Nachschlagewerke aufgenommen; Rezensionen erscheinen nur noch vereinzelt; am 22.3.1929 kommt er von Locarno nach Zürich und wohnt dort etwa einen Monat in der Florastraße 8 zur Untermiete (Abmeldung nach Österreich); seit dem 13.9.1929 ist Serner in Prag unter der Adresse Korunni 20/859 gemeldet; am 13.1.1930 trifft er aus Marienbad kommend wieder in Prag ein; am 2.8.1930 meldet er sich nach Karlsbad ab; am 19.8.1930 übernachtet Serner in Wien in der Pension Esperanto und reist von dort mit unbekanntem Ziel am 29.8. wieder ab

15.4.1931

Serner widmet unter diesem Datum Grete Reinwald ein Exemplar des "Posada": "Grete Reinwald. Sie haben mich einen Abend lang sehr entzückt. Hier zum Dank dieses Stück, das in Berlin grossen Erfolg gehabt hat - in anderen Stücken. Mit herzlichem Gruß. Walter Serner. 15. April 1931".



5.9.1931

Das Landesjugendamt der Rheinprovinz stellt den Antrag, das Buch "Die Tigerin" in die Liste der Schund- und Schmutzschriften aufzunehmen; nach Stellungnahmen von Alfred Döblin, Kasimir Edelschmid, Max Herrmann-Neisse und Manfred Georg wird der Antrag abgelehnt

1931/1932

Die Honorare des Steegemann Verlages werden Serner zunächst nach Barcelona und dann bis Mitte 1932 nach Genf überwiesen; seine Anlaufadresse für den Verlag ist das Elternhaus Villa Johore in Karlsbad

22.1.1933

Antrag des Landesjugendamts München (auf Anregung der dortigen Polizeidirektion), alle noch lieferbaren Bücher Serners auf den Index zu setzen; nach der Auskunft des Verlegers Steegemann sind noch folgende Auflagenreste vorhanden: Der blaue Affe: 2.918; Der elfte Finger: 2.802; Die tückische Straße: 2.326; Der Pfiff um die Ecke: 76; Posada: 2.618. 

1933

Dem Antrag auf Indizierung wird am 25.4. stattgegeben, im Dezember werden die vier Erzählungsbände durch die "Deutsche Zentralstelle zur Bekämpfung unzüchtiger Bilder, Schriften und Inserate beschlagnahmt und mutmaßlich vernichtet; Serner Bücher werden auch im Rahmen der von den Nationalsozialisten organisierten Bücherverbrennungen verbrannt; Serner hält sich vom 8.3. bis 10.4. in Zürich auf und wohnt dort zur Untermiete in der Florastraße 8 (Abmeldung nach Österreich); bald darauf ist er in Prag, wo er Heinrich Fischer trifft, einen früheren Schulkameraden und Nachbarn (es handelt sich um die letzte überlieferte Begegnung)

8.10.1937

 Serner meldet sich im Hotel Belvedere (Landstrasser Gürtel 2) in Wien an, als ordentlicher Wohnsitz wird Barcelona angegeben (Abreise am 9.10.1937 nach unbekannt)

5.2.1938

Serner heiratet seine langjährige Lebensgefährtin Dorothea Herz in Karlsbad, Trauzeugin: Ada Serner



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